Maria und Joseph: Verschwunden.
Am 1. Dezember 2023 war die Aufregung groß: Maria und Josef, die treuen Holzfiguren des lebendigen Adventskalenders in Ehmen, waren spurlos verschwunden. Geklaut! Ein Diebstahl in der beschaulichen Adventszeit? In einem Dorf wie Ehmen? Da bleibt einem ja die Zimtstange im Glühwein stecken. Doch während man fieberhaft nach den heiligen Holzfiguren suchte, öffneten sich auch im letzten und werden sich auch in diesem Jahr wieder die Türchen der „Lebendigen Adventskalender“ öffnen – doch zurück auf Anfang:
Was verbirgt sich eigentlich hinter den Türchen des lebendigen Adventskalenders? Und wie ging die Vermissten-Suche aus?
Geheimnisvoller Abend
Seit 2008 ist es in Ehmen und inzwischen auch in Fallersleben und Wettmershagen ökumenische Tradition: Zu bestimmten Abenden im Advent lädt eine Familie, ein Verein oder eine Institution zu einer kleinen, stimmungsvollen Andacht ein. Mal im Schein der Kerzen, mal bei einem wärmenden Becher Glühwein.
Regelmäßig als Ausrichter dabei sind meist die KiTas, die Grundschulen, die Konfi-Teamer mit Angelika Behling, die Feuerwehr ebenso wie die Sportvereine oder auch die Pfadfinder. In diesem Jahr wird auch erstmalig das Seniorenheim Bertha-von-Suttner dabei sein. Was genau hinter den Türchen steckt, bleibt bis zum jeweiligen Abend ein Geheimnis – aber dass man hier die „Kirche im Dorf lässt“ und aktiv die Dorfgemeinschaft lebt und fördert, ist sicher.
Von Anfang an als Organisatorinnen dabei sind die Ehmerinnen Susanne Hotop und Anja Schumann: „Die Gestaltung des Abends bleibt jedem Gastgeber selbst überlassen. Wir bieten den Teilnehmenden zwar eine Struktur für den Ablauf an mit Begrüßung und ähnlichem, aber ob dann eine Geschichte vorgelesen wird oder gemeinsam Lieder gesungen werden oder ein Gebet gesprochen wird, das kann jeder frei entscheiden. Manchmal wird Glühwein angeboten, manchmal ist es auch ganz schlicht nur mit einer Kerze in der Mitte – Hauptsache, man kommt zusammen!“ erzählt Susanne Hotop von ihren Erfahrungen in all den Jahren.
Wo sind Maria und Josef?
Was bisher aber traditionell in Ehmen von Tür zu Tür weitergereicht wurde, waren immer die Liederbücher und auch die beiden besagten Holzfiguren Maria & Josef als 'Wanderpokale' sozusagen. Diese waren in Handarbeit durch den Männerkreis der Gemeinde als Pendant zu den Pyramiden-Figuren hergestellt worden und jeder Gastgeber konnte sie am jeweiligen Tag als Einladungszeichen draußen vor das Grundstück stellen.
Doch am vergangenen 1. Dezember waren sie bei Dirko Thomsen in der Gothaer Straße plötzlich verschwunden. Oh Schreck. Hatte jemand sie irrtümlich für Sperrmüll gehalten? Auch freundliche Aufrufe im Gemeindebrief brachten die Vermissten nicht zurück.
Also machte sich Dirko Thomsen selbst ans Werk und hat nun zwei neue Figuren erschaffen. „Maria ist nun sogar ein bisschen verjüngt und hübscher geworden. Der Adventskalender lebt sozusagen“, gibt er uns am Telefon lachend Auskunft. Und der Clou dabei: Dieses Jahr richtet Dirko Thomsen die Andacht am 2. Dezember aus, so dass er humorvoll resümiert: „Am 1. Dezember verschwunden, am 2. Dezember schon wieder im Einsatz!“ Gut. Dass ein Jahr dazwischen lag, bemerkt nur, wer bei diesem Adventskrimi gut aufgepasst hat.
Simone Willmann