Wertschätzung, gar Respekt – das ist nichts, was heute noch hoch im Kurs steht. „Dadurch, dass wir als Gesellschaft Respekt gegenüber Menschen und Dingen
verlieren, bekommen autoritäre Typen Auftrieb“, beobachtet Peter Kassel. Politik interessiert den Ehmer Bürgermeister seit frühester Jugend. „Fragen Sie die Alten im Dorf, die erzählen immer, ich hätte bereits mit 10 gesagt: Ich werde mal Bundeskanzler.“ Das hat nicht funktioniert, aber Kassels Optimismus hat es keinen Abbruch getan. Die Antwort liegt vor Ort.
„Ich gucke hier aus dem Fenster. Und ich sage immer: Solange die da steht, kann es nicht so schlimm werden.“ Die da, das ist die Ehmer Kirche. Solange die Kirche steht, kann es nicht so schlimm werden. „Ich weiß nicht, wie das gekommen ist“, antwortet Peter Kassel auf die Frage, wie er zu seinem Gottvertrauen gefunden habe.
50 Meter hinter selbiger Kirche geboren und aufgewachsen, die meisten Lebensjahre, vom Studium in Bayern mal abgesehen, hat er um diesen Kirchturm herum gelebt. „Das Gottvertrauen ist über die Jahre gewachsen. Meine Einstellung zur Kirche hat sich deutlich gewandelt. Manchmal gehe ich in unsere Kirche und sitze einfach da.“