Es ist richtig, die Hoffnung hochzuhalten!
Gegen ganz vieles, was gegenwärtig dagegenspricht. Ich möchte nicht zulassen, dass ich jetzt einfach mutlos werde. Ich möchte nicht nur Zuschauer sein. Glauben heißt doch ganz oft: Dagegen anglauben, sich gegen eine Realität anstemmen, die im Gegensatz zu meinen Überzeugungen und Hoffnungen, zu meinen christlichen Vorstellungen steht. Auch wenn ich spüre, dass meine Kräfte altersbedingt nachlassen.
Erfahrungen von Machtlosigkeit verbinde ich auch mit meiner Kindheit. Da habe ich mich als ‚langer Dünner‘ oft unterlegen gefühlt und auf dem Wege zum Kindergarten und zur Schule einiges eingefangen, ohne mich wehren zu können.
Es war in meiner Generation noch relativ normal, dass in Familie und Schule zum Stock gegriffen wurde. Mein Vater war im Dritten Reich stark national denkend geworden. Im Gymnasium lud mich dann ein älterer Mitschüler in die christliche
Jungenschaft ein. Hier hörte ich ganz andere Stimmen und lernte ganz andere
Sichtweisen kennen. Kritische Stimmen zum dritten Reich in der Nachfolge von Niemöller, Bonhoeffer, Gollwitzer. Erste Versuche zur Aufarbeitung. Für mich eine
Emanzipation aus familiärer Enge und eine enorme Blickerweiterung auf die Welt.